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Crowdfunding für Vereine – Finanzierung von Vereinsprojekten

Nicht immer muss es sich beim Crowdfunding aus Sicht des Kapitalgebers um eine Investition handeln, mit welcher die Geldgeber eine Rendite erzielen wollen. Neben Unternehmen, die ein bestimmtes Projekt finanzieren möchten, treten mittlerweile auch Vereine immer öfter als Kapitalsuchende auf. In dem Fall sollen oftmals bestimmte Projekte oder Veranstaltungen finanziert werden, die häufig einen gemeinnützigen Hintergrund haben.

In diesen Fällen gibt es oftmals nur zwei Optionen, nämlich das Fundraising (Spenden sammeln) oder das Crowdfunding zu nutzen, um auf diese Weise Geld einzusammeln. In unserem Beitrag erfahren Sie, was das Crowdfunding für Vereine beinhaltet. Ferner gehen wir auf die unterschiedlichen Varianten ein, was Vereine bei der Auswahl der Plattform beachten sollten, ob und wie das entsprechende Kapital zu versteuern ist und worin die Vorteile des Crowdfunding für Vereine liegen.

Wie funktioniert Crowdfunding für Vereine?

Kennzeichnend beim Crowdfunding für Vereine ist wie bei allen Crowdfunding-Kampagnen, dass innerhalb eines festgelegten Zeitraums ein vorgegebener Kapitalbetrag eingesammelt werden muss. Somit funktioniert auch das Crowdfunding für Vereine nach dem sogenannten Alles-oder-Nichts Prinzip. Das bedeutet, dass der gewünschte Kapitalbetrag nur dann an den Verein fließt, wenn die volle Summe innerhalb der vorgegebenen Frist eingesammelt werden konnte. Fehlt auch nur ein Euro, kommt das Projekt nicht zustande und es wird kein Kapital transferiert.

In der Praxis lässt sich allerdings oft schon früh erkennen, ob die Finanzierung vermutlich erfolgreich durchgeführt werden kann oder nicht. Das lässt sich zum Beispiel an öffentlichen Reaktionen auf das Projekt erkennen und wie viel Kapital innerhalb der ersten Tage bereits eingesammelt werden kann. Ob eine Gegenleistung für das eingesammelt Kapital zu erbringen ist oder nicht, das hängt in erster Linie von der gewählten Art des Crowdfunding ab. Auf die verschiedenen Varianten gehen wir in einem der nächsten Abschnitte näher ein.

Warum nutzen Vereine Crowdfunding?

Es gibt eine Reihe von Anlässen, zu denen Vereine Kapital benötigen. Neben dem reinen Spenden sammeln, dem sogenannten Fundraising, steht das Crowdfunding für Vereine als Alternative zur Verfügung. Mögliche Anlässe, für die Kapital eingesammelt werden muss, sind zum Beispiel:

  • Veranstaltungen
  • Bestimmte Projekte
  • Neue T-Shirts (bei Sportvereinen)
  • Renovierung der Vereinsräumlichkeiten
  • Aufbau einer Jugendabteilung (Sportvereine)
  • Ersatz eines kurzfristig ausgefallenen Sponsors

Wie Sie an dieser Auflistung erkennen, gibt es eine Reihe von Gründen, aus denen Crowdfunding für Vereine eine interessante Alternative darstellen kann.

Welche Crowdfunding Varianten kommen für Vereine infrage?

Im Bereich Crowdfunding als Oberbegriff gibt es insgesamt vier unterschiedliche Varianten, von denen allerdings nicht alle für Vereine infrage kommen. Die am Markt präsenten Alternativen sind:

  • Klassisches Crowdfunding
  • Spenden Crowdfunding
  • Crowdinvesting
  • Crowdlending

Fast ausnahmslos nicht infrage kommt für die meisten Vereine das Crowdinvesting. Der Grund besteht darin, dass der jeweilige Investor eine eigenkapitalähnliche Beteiligung eingeht und für seine Investition eine Rendite haben möchten. Diese können sich Vereine in der Regel allerdings nicht leisten und auch eine eigenkapitalähnliche Beteiligung an Vereinen wäre äußerst untypisch.

Die zweite Variante, nämlich das Crowdlending, kommt schon etwas eher infrage. Allerdings besteht das Problem für viele Vereine auch in diesem Fall darin, dass der Kapitalgeber einen Ertrag erwartet. Dabei handelt es sich in der Regel um einen festen Zins, denn beim Crowdlending vergeben die Kapitalgeber einen Kredit an den entsprechenden Verein. Aus diesem Grunde sind es in erster Linie die zwei zuerst genannten Varianten, die Vereine infrage kommen, nämlich zum einen das klassische Crowdfunding und zum anderen das sogenannte Spenden Crowdfunding.

Beim klassischen Crowdfunding verhält es sich so, dass die Kapitalgeber eine nicht monetäre Gegenleistung erhalten. Dabei kann es sich zum Beispiel bei Vereinen um Produkte handeln, die aus dem Spendenshop stammen. Manchmal handelt es sich allerdings auch nur um ein kleines Dankeschön, also mehr um eine symbolische Geste.

Im Unterschied zum klassischen Crowdfunding gibt es beim Spenden Crowdfunding überhaupt keine Gegenleistung. Der Kapitalgeber spendet sein Geld, erhält dafür natürlich eine entsprechende Spendenquittung, bekommt allerdings keine Art von monetärer oder nicht monetäre Gegenleistung. Das Spenden Crowdfunding ähnelt somit sehr dem Fundraising, welches allerdings außerhalb von Plattformen stattfinden würde.

Worauf sollten Vereine bei der Auswahl der Crowdfunding Plattform achten?

Wenn Vereine sich für das klassische Crowdfunding oder das Spenden Crowdfunding entscheiden, dann müssen sie eine bestimmte Crowdfunding-Plattform wählen. Diesbezüglich ist es sehr empfehlenswert, dass sich der Verein vor allem mit denjenigen Plattformen beschäftigt, die sich wiederum – zumindest teilweise – auf das Crowdfunding für Vereine spezialisiert haben. Dann ist die Wahrscheinlichkeit deutlich größer, dass die gewünschte Kapitalsumme auch eingesammelt werden kann. Bei allgemeinen Crowdfunding- oder Crowdinvesting-Plattformen besteht nämlich das Problem, dass die meisten Kapitalgeber eine Rendite erwarten und sich daher gar nicht näher mit dem vom Verein zu finanzierenden Projekt beschäftigen.

In der Praxis gibt es einige Plattformen, die sich tatsächlich in Teilen auf Crowdfunding für Vereine spezialisiert haben. Dazu zählen zum Beispiel fairplaid oder auch bettervest. Bei der zuletzt genannten Plattform sind es vor allem Hilfsprojekte und gemeinnützige Projekte von Vereinen, die im Vordergrund stehen. Dort haben Vereine die Möglichkeit, ihr Projekt oder Finanzierungsvorhaben im Detail vorzustellen und das entsprechende Kapital einsammeln zu können. Kapitalgeber wissen daher sofort, dass sie keine Rendite für ihr Geld erwarten können.

Was müssen Vereine im Hinblick auf die Besteuerung beachten?

Wenn Vereine Kapital einsammeln, stellt sich natürlich auch beim Crowdfunding für Vereine die Frage nach einer eventuellen Besteuerung. Hier muss zwischen dem klassischen Crowdfunding und dem Spenden Crowdfunding differenziert werden, weil es bei der zuerst genannten Variante oftmals eine Gegenleistung gibt.

Beim klassischen Crowdfunding ist es so, dass der Kapitalgeber oft eine Gegenleistung erhält, beispielsweise Trikots oder auch Eintrittskarten. Wichtig zu wissen ist für Vereine, dass es bei solchen nicht monetäre Gegenleistungen in der Regel keine Umsatzsteuer gibt, die anfallen würde. Demgegenüber stehen zum Beispiel Sponsorings-Einnahmen, bei denen der Verein Umsatzsteuer abführen müsste. Die ertragssteuerliche Behandlung ist etwas komplizierter, sodass sich Vereine dementsprechend fachlichen Rat einholen sollten.

Einfacher ist die Regelung wiederum beim reinen Spenden Crowdfunding. In dem Fall gibt es für den Kapitalgeber keine Gegenleistung. Gemeinnützige Sportvereine zum Beispiel dürfen Spenden problemlos annehmen, die auch nicht der Umsatz- oder Ertragsteuer unterliegen. Die Vereine sind in dem Zusammenhang lediglich dazu verpflichtet, eine Spendenbescheinigung auszustellen.

Was sind die Vorteile des Crowdfunding für Vereine?

Es gibt eine Reihe von Vorteilen, die Vereine beim Crowdfunding nutzen können. In vielen Fällen lassen sich sogar nur auf diese Weise Projekte finanzieren oder Veranstaltungen durchführen. Zu den Hauptvorteilen, durch die sich Crowdfunding für Vereine auszeichnen kann, zählen:

  • Geringer Aufwand für den Verein
  • Keine finanziellen Risiken
  • Gute Werbung für den Verein
  • Neue Mitglieder durch Öffentlichkeitsinteresse werben
  • Keine Gegenleistung erforderlich oder zumindest nicht monetärer Art
  • Vereinsmitglieder können selbst über die Plattform Geld spenden
  • Nebenbei ein solides Marketinginstrument

Im Grunde könnte man sagen, dass Vereine mit dem Crowdfunding nichts zu verlieren haben. Wesentliche Nachteile gibt es nicht. Es besteht lediglich das Risiko, dass der gewünschten Kapitalbetrag nicht eingesammelt werden kann, sodass das gesamte Finanzierungsprojekt scheitert. Allerdings hält Vereine dies in der Regel nicht davon ab, es zumindest über die Crowdfunding-Plattform zu versuchen, zumal es meistens ohnehin – bis auf das reine Fundraising – keine praktikablen Alternativen gibt.

Stattdessen stehen die Vorteile eindeutig im Vordergrund. Das Crowdfunding ist für den Verein mit einem geringen Aufwand verbunden, denn es muss lediglich das entsprechende Projekt auf der Plattform vorgestellt werden. Als positiver Nebeneffekt handelt es sich oft um gute Werbung für den Verein und sogar neue Mitglieder könnten aufmerksam auf das Angebot werden. Finanzielle Risiken gibt es nicht und es sind auch keine Gegenleistungen beim Spenden Crowdfunding notwendig.

Worauf sollten Vereine bei der Crowdfunding Aktion achten?

Damit die Crowdfunding Aktion möglichst erfolgreich verläuft, sollte Vereine auf einige Punkte achten. Es ist nämlich von mehreren Faktoren abhängig, ob die gewünschte Kapitalsumme eingesammelt werden kann oder das Projekt scheitert. Hilfreiche Ratschläge sind in dem Zusammenhang:

  • Crowdfunding Plattform wählen, die zum Verein passt (wie im Beitrag bereits angesprochen)
  • Werbung für das Projekt machen, insbesondere über Social-Media Kanäle
  • Sämtlicher Vereinsmitglieder über die Aktion (Crowdfunding) informieren
  • Aufruf an die Vereinsmitglieder, die Aktion aktiv zu unterstützen

Diese Maßnahmen können erheblich dazu beitragen, dass das Projekt erfolgreich ist. Vor allem die Aktivierung der eigenen Vereinsmitglieder kann Wunder bewirken, denn oft funktioniert es nur so, den gewünschten Kapitalbetrag einzusammeln und damit das Crowdfunding Projekt letztendlich erfolgreich zu gestalten.

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Oliver Schoch

Nach Abschluss der Ausbildung zum Bankkaufmann habe ich 13 Jahren in verschiedenen Banken gearbeitet. Seit 2008 bin ich als freiberuflicher Finanz-Journalist tätig. In der Funktion verfasse ich News, Fachbeiträge, Ratgeber und andere Beitragsarten zu verschiedenen Finanzthemen, wie zum Beispiel Börse, Immobilien, Crowdinvesting, Versicherungen und Finanzierungen.