Umfragen zufolge haben die meisten Bundesbürger inzwischen schon einmal vom Crowdfunding gehört. Dabei treffen sich Projektinitiatoren und private Investoren auf einer Plattform, damit eine sogenannte Schwarmfinanzierung zustande kommt. Etwas verwirrend sind manchmal die unterschiedlichen Crowdfunding-Modelle.
Daher möchten wir in unserem Beitrag darüber informieren, worum es sich beim Crowdfunding handelt, welche Modelle es gibt und wie Crowdfunding in der Praxis abläuft. Ferner erfahren Sie, worin die Vor- und Nachteile bestehen und welche Besonderheiten das Crowdfunding aufweist.
Was ist Crowdfunding eigentlich?
In Deutschland wird alternativ zum Crowdfunding häufig von der Schwarmfinanzierung gesprochen. Der wesentliche Inhalt besteht beim Crowdfunding darin, dass über eine Plattform Projekte finanziert werden können. Die jeweiligen Projektinitiatoren haben über die Crowdfunding-Plattform die Möglichkeit, ihr Vorhaben zu präsentieren und von privaten Anlegern Geld einzusammeln. Die Bezeichnung Schwarmfinanzierung kommt deshalb zustande, weil viele Anleger – auch als die Crowd bezeichnet – in ein einzelnes Projekt investieren. Es gibt also einerseits Projektinitiatoren mit einem Projekt und andererseits viele Anleger. Die Gegenleistung hängt beim Crowdfunding in erster Linie davon ab, um welche Art von Modell es sich handelt.
Welche Crowdfunding-Modelle existieren am Markt?
Für Anleger ist es manchmal etwas verwirrend, wenn zum Beispiel einerseits vom Crowdfunding, andererseits aber auch vom Crowdinvesting oder Crowdlending gesprochen wird. Das hängt damit zusammen, dass es unterschiedliche Crowdfunding Modelle gibt. Dabei unterscheidet man mittlerweile zwischen den folgenden Modellen:
- Klassisches Crowdfunding
- Spenden-Crowdfunding
- Crowdlending
- Crowdinvesting
Beim klassischen Crowdfunding handelt es sich um einen Vorverkauf. Daraus resultiert, dass der Investor keine finanzielle Gegenleistung erhält, wie Zinsen oder eine Gewinnbeteiligung. Stattdessen steht die finanzielle Unterstützung im Vordergrund und meistens gibt es eine kleine, nicht finanzielle Gegenleistung. Das klassische Crowdfunding ist somit insbesondere für Anleger interessant, denen das möglichst erfolgreich abzuschließende Projekt wichtig ist.
Spenden-Crowdfunding: Ebenfalls keine finanzielle Gegenleistung
Eine verwandte Variante wie das klassische Crowdfunding ist das sogenannte Spenden-Crowdfunding. In dem Fall gibt es für die Investoren ebenfalls keine finanzielle Gegenleistung. Typische Projekte, die mittels Spenden-Crowdfunding finanziert werden, sind im sozialen, gemeinnützigen und kulturellen Bereich angesiedelt. Als Geldgeber treten bei dieser Form des Crowdfunding meistens Freunde und Bekannte des jeweiligen Projektinitiators auf.
Crowdlending: Investor stellt Fremdkapital zur Verfügung
Kennzeichnend für das Crowdlending als weitere Variante des Crowdfunding ist, dass der jeweilige Anleger sein Kapital in Form eines Kredites zur Verfügung stellt. Damit geht einher, dass ein vom Projektinitiator zu zahlender Zinssatz vereinbart wird. Geeignet für das Crowdlending sind eine ganze Reihe von Projekten, insbesondere:
- StartUps
- Mittelständische Unternehmen
- Immobilienprojekte
- Energieprojekte
Das Crowdlending wird insbesondere von Investoren in Anspruch genommen, die einen Ertrag haben möchten. Demzufolge wird manchmal auch vom sogenannten Rendite-Crowdfunding gesprochen oder einfach von einem P2P-Kredit.
Crowdinvesting: Beteiligung mit Ertrag steht im Vordergrund
Beim Crowdinvesting liegt der Schwerpunkt tatsächlich auf einer Beteiligung, die Anleger mit Ihrem Kapital erreichen nebst einer guten Rendite. Im Unterschied zum Crowdlending handelt es sich allerdings beim Crowdinvesting meistens um eine Beteiligung am Projekt, die Eigenkapital ähnlichen Charakter hat. Deshalb erhalten die jeweiligen Investoren meistens entweder einen festen Ertrag oder eine erfolgsabhängige Rendite. Für das Crowdinvesting sind die gleichen Projekte wie beim Crowdlending geeignet. Bevorzugt ist das Crowdinvesting interessant für Anleger, die in Unternehmen investieren möchten.
Wie läuft das Crowdfunding in der Praxis ab?
Der Ablauf lässt sich beim Crowdfunding normalerweise in die folgenden vier Schritte gliedern:
- Vorstellung des Projektes
- Kapital sammeln (Finanzierung)
- Umsetzung des jeweiligen Projektes
- Ertragszahlung / Gegenleistung für die Investoren
Die erste Phase besteht beim Crowdfunding in der Vorstellung des Projektes, die der Projektinitiator über die entsprechende Plattform vornimmt. Dabei sollten möglichst viele Details genannt werden. Manchmal wird die Vorstellung zudem durch Bilder oder Videos ergänzt.
Der zweite Schritt besteht beim Crowdfunding darin, dass die Projektinitiatoren Geld einsammeln. Meistens muss der gewünschten Kapitalbetrag vollständig zusammenkommen, damit das Projekt über die Crowdfunding-Plattform tatsächlich abgeschlossen wird.
Ist das der Fall, findet anschließend im nächsten Schritt die Auszahlung des Geldes statt, sodass der jeweilige Projektinitiator sein gewünschtes Projekt durch die Finanzierung in die Praxis umsetzen kann. Ist auch das geschehen, folgt in der letzten Phase die Gegenleistung an die Investoren, beispielsweise die Zahlung eines vereinbarten Zinses.
Welche Vor- und Nachteile beinhaltet das Crowdfunding?
Bevor Sie sich entweder als Projektinitiator oder als Investor dafür entscheiden, Crowdfunding in Anspruch zu nehmen, sollten sich über die jeweiligen Vor- und Nachteile informieren. Zu den Vorzügen des Crowdfunding zählen insbesondere:
- Schnelle und einfache Finanzierung
- Beteiligung an interessanten Projekten
- Durchschnittlich gute Renditen
- Neues Angebot am Markt testen
- Bankenunabhängige Finanzierung
Die entsprechenden Vorteile beziehen sich jeweils entweder auf den Projektinitiatoren oder die Investoren. Auf der anderen Seite gibt es allerdings auch Nachteile, die im Zusammenhang mit dem Crowdfunding stehen, insbesondere:
- Totalverlustrisiko auf der Seite des Anlegers
- Fehlende Transparenz bei Projekten
- Projekt kann auf der Plattform nicht abgeschlossen werden
Das größte Risiko für Anleger beim Crowdfunding ist, dass das Projekt scheitert und somit ein Totalverlust des investierten Geldes droht. Der Projektinitiator hingegen hat das Risiko, dass nicht genug Kapital eingesammelt werden kann, sodass das Projekt auf der Plattform nicht abgeschlossen werden kann. Dann müsste er sich – manchmal sehr schnell – eine alternative Finanzierung suchen.
Was die Besonderheiten beim Crowdfunding?
Es geht einige Besonderheiten, durch die sich Crowdfunding prinzipiell auszeichnen kann. Ein wesentliches Merkmal und gleichzeitige Besonderheit ist, dass Investoren die Möglichkeit haben, ihr Geld ohne Umwege oder Vermittler in interessante Projekte anlegen zu können. Das bedeutet allerdings auch, dass den entsprechenden Investoren viel Eigenverantwortung zukommt und sie sich mit den Projektdetails auseinandersetzen sollten.
Für die Projektinitiatoren besteht die wesentliche Besonderheit beim Crowdfunding darin, dass sie eine von Banken unabhängige Finanzierung erhalten. Diese kann in Form von Fremdkapital wie beim Crowdlending bestehen oder auch aus Eigenkapital ähnlichen Mitteln, wie es beim Crowdinvesting meistens der Fall ist.
Aktuelle Crowdinvesting-Projekte
Häufige Fragen zum Crowdfunding
Das Crowdfunding wird häufig ebenso als Schwarmfinanzierung bezeichnet. Die Grundidee besteht darin, dass viele Personen – in aller Regel Privatpersonen – zusammen ein Projekt finanzieren. Dabei stellen die einzelnen Kapitalgeber oft nur einen geringen Betrag zur Verfügung. Sämtliche Investoren werden zusammen als die Crowd (Menschenmenge) bezeichnet, von der das Crowdfunding seinen Namen hat.
Es gibt im Wesentlichen vier unterschiedliche Arten von Crowdfunding, die sich allerdings nur in wenigen Punkten voneinander unterscheiden. Alle Varianten gemeinsam haben, dass es auf der einen Seite ein Projektinitiator und auf der einen Seite viele Geldgeber und somit Investoren gibt. Die ursprüngliche Variante ist das klassische Crowdfunding. In dem Fall erhalten die Investoren eine Gegenleistung, die allerdings in aller Regel nicht monetär ist.
Die zweite Variante ist das sogenannte Spenden Crowdfunding. In dem Fall erhalten die Gläubiger gar keine Gegenleistung, sondern spenden ihr Kapital. Das Spenden Crowdfunding wird oft von größeren Unternehmen genutzt, welche die Spenden steuerlich geltend machen können. Eine dritte Variante ist das Crowdinvesting. In diesem Fall investieren Anleger Geld, beispielsweise in Form eines Nachrangdarlehens. Meistens handelt es sich bei dem Investment um eine dem Eigenkapital ähnliche Beteiligung. Beim Crowdinvesting steht für den Anleger die Rendite im Vordergrund, die er für sein investiertes Kapital haben möchte.
Die vierte Art von Crowdfunding ist das Crowdlending. Dort geht es ebenfalls um Investitionen durch Kapitalgeber. Der Unterschied zum Crowdinvesting ist allerdings, dass es sich in der Regel um Fremdkapital handelt, welches die Anleger zur Verfügung stellen. Dafür bekommen sie normalerweise eine feste Verzinsung.
Sowohl für Projektinitiatoren als auch für Anleger hat das Crowdfunding mehrere Vorteile. Diese Investition ist für Anleger schnell, flexibel und leicht verständlich. Zudem handelt es sich um eine kostengünstige Geldanlage, die schon ab einer geringen Mindestanlagesumme möglich ist. Für Projektinitiatoren hat das Crowdfunding vor allem den Vorteil, dass es keine Zwischenhändler gibt, eine gewisse Nähe zu den Anlegern besteht und das Crowdfunding durchaus ein Marketinginstrument sein kann.
Die größte Gefahr für Projektinitiatoren besteht beim Crowdfunding darin, dass nicht genügend Kapital zusammen kommt. In dem Fall ist die Finanzierung gescheitert und das geplante Vorhaben kann eventuell nicht durchgeführt werden. Das größte Risiko für Anleger besteht ist, dass diese ihr Kapital verlieren. Das Crowdfunding beinhaltet ein Totalverlustrisiko. Sollte das Projekt scheitern oder/und der Projektinitiator insolvent werden, ist es relativ wahrscheinlich, dass Anleger ihr Geld verloren haben.
Beim Crowdfunding gibt es nicht ausschließlich seriöse Anbieter am Markt. Allerdings existieren einige Merkmale, an denen Sie seriöse Crowdfunding Anbieter durchaus erkennen können. Dazu gehört zum Beispiel, dass es sich nicht um eine Art Schneeballsystem handelt und dass möglichst viele Details zu den entsprechenden Projekten einsehbar sind.
Ebenfalls ein Hinweis auf einen seriösen Crowdfunding Anbieter ist ein ordentliches Impressum, in dem keine Postfachadresse genannt ist, sondern eine Postanschrift nebst Kontaktmöglichkeiten, bestenfalls im deutschsprachigen Raum. Einen seriösen Crowdfunding erkennen Sie meistens ebenfalls daran, dass Sie keine Vorabkosten haben und über die entsprechenden Risiken aufgeklärt werden. Ebenfalls positiv zu bewerten ist, wenn keine überzogenen Renditeversprechen gegeben werden.